Donnerstag, 7. Juli 2011

So. Hier gibt's wieder WLAN...

...oder WI-FI, wie das hier heißt.

Und das bedeutet, dass ich die letzten Tage mal nachtragen muss. Und genau das ist das Problem: Heute ist Mittwoch. Und die Tage zwischendrin? Keine Ahnung...
Deshalb versuch ich mal, das so hinzubringen, wie es mir gerade einfällt.

Aaaaaalso

Mittwoch vor ner Woche ist Johnny endlich angekommen und so konnten wir endlich am Donnerstag gemeinsam aufbrechen. Wurde auch Zeit. Die Tage in diesem Hotel waren ja recht langweilig. Der Schuppen hatte seine besten Tage schon ne Zeit hinter sich, das Ambiente war ziemlich 70er-Jahre und außer den Zimmern sah es auch ein wenig heruntergekommen aus. Das Frühstück fand in einem großen, undekorierten, sterilen Raum im Erdgeschoss statt. Das Zeug (Nahrungsmittel??) war alles in großen Schüsseln zur Selbstbedienung auf so ner Art Büffet verteilt. Es gab zwei Toaster und einen Fernseher und auf einem Tisch einen riesigen Stapel mit Einweg-Styropor-Geschirr und Plastikbesteck. Also auf dann. Es gab Waffeln im Hunderter-Pack, Muffins in der Zwanziger-Tüte, Toastbrot in 2 verschiedenen Varianten, 2 Schüsseln voller Mini-Muffins, Marmelade und Margarine in Krankenhauspackungen und Eier. Die einzige Abwechslung über die Tage waren somit die Reihenfolge innerhalb des Breakfasts und im sich ständig ändernden Wetterbericht im Fernseher.

Aber egal, heute soll das ja endlich losgehen.

Dynamisches Packen (mehr oder weniger..) und entschlossene Abfahrt: Heute also wollen wir dem bekannten Teil unserer Welt Lebewohl sagen und zu unbekannten Ufern aufbrechen und darauf hoffen, dass die Götter uns milde gestimmt sind und wir nicht am Rande der Welt von der Scheibe in die Verdammnis stürzen...



Aus Vancouver rauszukommen war recht beschwerlich. Scheisse viel Verkehr und jede Ampel auf Rot. (Wohl noch nie was von "Grüner Welle" gehört, hä?). Außerdem war das Wetter ziemlich bescheiden. Kühl, windig und phasenweise hat's auch geregnet. War nicht schön.

Den ersten Schrauber-Stop hatten wir ca. 500m nach der Stadtgrenze. Andreas meint, sein edles Ross wäre bockig und bedürfe einiger Streicheleinheiten. Also gut, zumindest war der Verkehr nicht mehr so dicht.
20 Minuten Schrauberei und weiter.

Geschätzte 2km weiter...
Nein, immer noch nicht. Gleiches Geruckel wie vorher.Also wieder rechts ran und runter vom Teer und im Grünen geschraubt. Nach einigen Trial-and-error-Aktionen dann die Lösung des Rätsels: Das Hauptstromkabel war aboxidiert! Na, DAS waren doch Peanuts! Isolierband raus, alles wieder zusammengeschraubt und weiter.


Dann aber haben wir tatsächlich Meter gemacht. Das schlechte Wetter und die kühlen Temperaturen haben auch sofort aufgehört, nachdem wir den ersten Pass hinter uns hatten.
Eine sehr schöne Strecke durch Kanadas Weinbanbaugebiet (Echt!). Komplett anderes Ambiente. Mit ein wenig Phantasie war es wie daheim. Gut, vielleicht nicht soviele riesige Pickups auf der Straße. Und die Berge ringsum sind auch nicht so hoch. Und die Flüsse und Seen sind auch etwas kleiner. Und überhaupt! Aber sonst? Genauso wie daheim ;-)

An diesem Abend haben wir es bis Osoyoos geschafft. Wider Erwarten ein schöner Campingplatz und auch nicht so teuer. Is wohl sehr touristisch hier...

Freitag:
Der Tag des Grauens!
Nichts, aber auch gar nichts deutete darauf hin, dass der Tag heute ein eher unangenehmes Ende finden würde.
Zuerst war alles ganz easy. Schöne Landschaft, schönes Wetter, nette Leute, alles ganz easy. Nach einigen Stunden Fahrt haben wir in einem kleinen Städtchen (Rock Creek) Halt gemacht. Anlässlich des Canada-Days war heute überall was los. Und hier eben hatten die Leute einen Flohmarkt organisiert. Ich hab zwar drauf gehofft, hier vielleicht nen originalen Skalp zu finden. Oder nen echten Vorderlader aus der Gründerzeit für vielleicht 5 Dollar. Oder nen vergessenen Goldbrocken. Oder zumindest ne Bärenfalle oder so. War aber nix.
Hier gab's nur Waschpulverdosen und Zigarettenschachteln aus Blech. Also nicht wirklich was für jemanden, der mit einem Sensationsfund ein Vermögen machen will. Schade eigentlich...


Aber dafür gabs auch Freßständchen mit Pfannkuchen mit Sauce (Süß!), Spiegelei und 2 Bratwürsten. Alles auf einem Teller! Mann, das müssen früher echt harte Burschen  gewesen sein, wenn die so was überlebt haben...



Weiter Richtung Osten. Alles war soweit okay, bis gegen -ich glaube, es war gegen 17.00- der Hinterreifen von Andreas' Motorrad mit einem lauten Knall die weitere Mitarbeit verweigerte. Da hat er wohl ziemlich Glück gehabt. Mit dem ganzen Gerödel hintendrauf legt man sich nämlich ziemlich schnell ab. Hat er aber mit nem meisterhaften Stunt sicher abgefangen und wir sind vor der Hofeinfahrt eines Hauses zum Stehen gekommen. Da das Ganze recht überraschend kam, musste ich etwas energischer Bremsen und wollte mich dann, nachdem wir uns alle einigermaßen von dem Schreck erholt hatten, an einen anderen Platz stellen. Die Africa-Twin hatte ich wohl abgemurkst. Kann vorkommen.

Aber was issn jetzt????

Hallo??????

Springt nicht mehr an!!

Um genau zu sein: Is komplett tot!!!!!! Kein Strom, kein Lämpchen, rein gar nix mehr!! Absolut nix!!

Äh, ziemliche Verwirrung. Hab ich was falsch gemacht? Falschen Schalter gedrückt? Seitenständer noch ausgeklappt? Nö, ist wohl alles so, wie es sein soll. Aber dem geht dropsdem net!
Während also die anderen an Andreas' Hinterrad rumschrauben, überleg ich, was denn das gewesen sein könnte. Johnnys Tip "Guck doch mal die Sicherungen nach" sollte sich dann als zielführend erweisen. Kacke ist daran, dass man für die kleinste Schrauberei eigentlich das halbe Mopped zerlegen muss. Um an die Sicherungen zu kommen, muss man den rechten Seitendeckel abschrauben. Das geht aber nur, wenn man auch den rechten Koffer abnimmt. Der wiederum ist von innen verschraubt. Das bedeutet, man kann ihn nur abnehmen, wenn man den Inhalt des Koffers rausräumt. Nach Abnahme des Koffers kommt man zwar an die Schrauben des Seitendeckels, aber abnehmen kann man ihn erst, nachdem man die Sitzbank abnimmt. Haha, auf der Sitzbank und auf dem Gepäckträger ist aber das ganze restliche Gerödel aufgeschnallt! Das muss halt auch erst runter... Die ganze Karre sieht mittlerweile aus wie explodiert, das ganze Zeug ist im näheren Umkreis ums Motorrad verteilt. Aber der Sicherungskasten ist dafür endlich frei zugänglich...

Und siehe da: Die Sicherungen sind alle noch ganz! Also hier lag das Problem offensichtlich nicht.

Wieder Einsatz für Johnny: " Auf der linken Seite is die Hauptsicherung. Die solltest du auch mal nachgucken... ". Ach sooooo, die Hauptsicherung! Kein Problem. Das Motorrad steht ja eh schon fast völlig gestrippt da, das sollte also kein Problem mehr sein.

Denkste! Diese Sicherung ist nämlich unter dem linken Seitendeckel! Und obwohl ja eigentlich alles schon abgebaut ist, was den Zugang verhindern könnte, geht das trotzdem nicht. Da haben nämlich die Konstrukteure des Kofferträgers das Ding derart eng an das Motorrad gebaut, dass man erst den linken Träger wegschrauben muss! (Rechts ist das kein Problem, weil da der Auspuff und dadurch wesentlich mehr Platz ist.). Wer denkt denn an so was? Gottseidank hatte Johnny den passenden Inbus dabei, sonst wär das schon der nächste Stolperstein gewesen.

Also: Seitendeckel ab. Und tatsächlich: Der ganze Stecker der Haupt-Zuleitung ist weggebruzzelt! Oh Mann, wie das denn?? Während Johnny die ganze Bescherung provisorisch wieder hinpfriemelt (Danke nochmals!) kommt mir dann die Erleuchtung: Die Heizgriffe waren's! Ich hatte während der Passfahrten an diesem Tag die Heizgriffe an. Obwohl die Griffe so angeschlossen wurden wie in der Einbauanleitung angegeben (nämlich am Lichtkabel), waren wohl die beiden Hauptscheinwerfer, das Rücklicht, gelegentlich der Blinker, das Navi UND die Heizgriffe wohl doch etwas viel. So ein Mist aber auch!!
Wie gesagt, hat Johnny dann das ganze Gelumpe wieder einigermaßen in Gang gebracht (Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass die Erneuerung des Hinterradschlauches an der Enfield natürlich schon längst abgeschlossen war?) und nachdem ich dann alles wieder mehr oder weniger so wie vorher wieder an seinen Platz gebracht hatte, sollte es dann endlich wieder weitergehen. Zum guten Schluss bin ich dann in voller Montur beim Versuch das vollgepackte Motorrad vom Ständer zu wuchten, mit einem mehr oder weniger eleganten Salto über den Bock geflogen und das Motorrad hinter mir her! Der Hauptständer hatte sich mit einem Fuß in die weiche Asphaltdecke eingegraben und als ich versucht habe die ganze Geschichte ins Gleichgewicht zu bringen, hat der Ständer die Fuhre derart nach der anderen Seite gehebelt, dass alles Zerren nichts mehr geholfen hat und ich vom fallenden Mopped mitgezerrt wurde und ich mich nach einem überaus eleganten Abroller auf der anderen Seite wiederfand. Super Lachnummer, geb ich ja zu. Aber warte nur, Freundchen, wer zuletzt lacht...


Und so kam's dann auch.
Als wir so 4, 5 Kilometer hinter uns gebracht hatten und gerade dabei waren, die 70km/h-Geschwindigkeitsmarke hinter uns zu lassen:...

 PAFFF!!! Schon wieder ein Reifenplatzer bei Andreas!

Und schon wieder hat er es geschafft, sich nicht abzulegen. Respekt!
Also wieder an den Rand (Ich diesmal aus eigener Kraft :-) und nach dem üblichen Rumfluchen erneuter Hinterradausbau. Diesmal aber mit genauerer Ursachenforschung. Und siehe da: Die Lauffläche des neu in  Vancouver gekauften Hinterreifens (ein taiwanesischer Duro-Reifen) ist innen gebrochen! Ein ca. 3cm langer Riss ist die Ursache für den schlagartigen Luftverlust. Wir haben dann einen großen Schlauchflicken von innen aufgeklebt, einen neuen Schlauch eingezogen und sind dann doch ziemlich schaumgebremst und mit einigen Stunden Verspätung an unserem angepeilten Ziel angekommen: Dem Toad Rock Motorcycle Camp Ground.

Wir hatten auf der Seite von anderen Motorradreisenden über den Platz gelesen. Die waren derart davon begeistert, dass wir auch dachten, das könnte was für uns sein. War es dann auch! Und zufällig, absolut zufällig und in keiner Weise von uns vorhersehbar, fand genau an diesem Wochenende genau dort ein überregional bekanntes Motorradtreffen statt. Fast 700 Harleys aller Varianten und fast alle mit ausgeräumten Auspuffen rohrten und ballerten aus allen Richtungen auf dem Gelände herum. Die Typen sahen fast alle so aus wie man sich Hardcore-Rocker vorstellt: Langhaarig, bärtig, tätowiert von oben bis unten, und mit Inbrunst am Saufen und/oder Kiffen. Klasse! Hier bleiben wir!
Alle Hell-Rider der Gegend auf einem Haufen (Übrigens erstaunlich viele selbstfahrende wilde Weiber dabei), da sollte man doch auf die eine oder andere zünftige Keilerei hoffen können, oder? Und genau das war das eigentlich Erstaunliche: Die waren alle total friedlich und entspannt. Die meisten waren neugierigung, kamen ans Zelt und fragten nach den Woder und Wohin, gaben gute Tips für die Strecke und ließen auch die eine oder andere nette Gabe bei uns zurück (Thanks a lot, guys. Especially many thanks to you, Miro...).

Abends gabs LiveMusik, Burn-out contests, Show and shine-Wettbewerbe (Wer hat das schönste Ding? Komm, zeig her!), Bauchtanzvorführungen der enthemmten Weiblichkeit und so was in der Art. Und das drei volle Tage lang, Tja, was soll man sagen? Schee wars, ;-)

Und zwar so schee, dass wir den Montag noch drangehängt haben, Wir sind da ein wenig in der näheren Umgebung rumgetuckert, haben Sightseeing gemacht und waren am Nachmittag in Ainsworth in den dortigen heißen Quellen baden.

Zwischendrin hatte Andreasnoch über hier auf dem Platz geknüpfte Kontakte einen neuen Hinterreifen für die Enfield organisiert. Grundsätzlich ist das ja mal nicht so einfach, sollte man meinen. Immerhin handelt es sich bei den Bullets ja um echte "Classic Bikes" mit eben auch klassischen Reifendimensionen. Aber wie das halt mal so ist: Irgendwo gibt es halt auch einen Freak, der ein Faible für eben klassische Motorräder hat und der dann konsequenterweise auch die entsprechenden Reifen hat.
Dienstag sollte dann Weiterfahrt sein. Hurtig in aller Frühe gegen 10.00 Uhr dann die Motorräder gepackt und nochmal zur Platzinhaberin Mary gefahren, um Tschüss zu sagen. Dort ging das auch nicht ganz so schnell, so dass wir schlussendlich gegen 13.00 endlich wieder auf der Piste waren.


Die Fahrtstrecke für diesen Tag war sehr schön. Kurvig und immer mehr oder weniger dicht am Wasser entlang. Zum Beispiel am Columbia-River entlang. Den hat man durch zig Staudämme aufgestaut und dadurch isser so breit geworden, dass an manchen Stellen ein See draus wurde. So eben auch der Upper Arrow Lake. Die Straße hört auf der einen Seite auf und geht auf der anderen Seite weiter. Die Verbindung zwischendrin wird von einer Fähre bewerkstelligt. Und auf dieser Fähre haben wir mit einer Angestellten geplaudert. Sie ist (war) Schweizerin und heißt... na, wie wohl? Richtig: Heidi! Heidi ist das erste Mal 1988 zur Olympiade hergekommen und hat nach einigen Jahren Aufenthalt hier die Schweiz dann als zu eng empfunden. Kann man ja durchaus nachvollziehen irgendwie. Zumal das hier teilweise schon wie in den Schweizer Bergen ausseht. Nur eben um das Zwanzigfache aufgeblasen

Naja, Heidi hat uns dann einen Zeltplatz in der nächsten Stadt, in Revelstoke, empfohlen. Der wäre auch von Schweizern geführt. Jo, und dort sind wir dann auch gelandet und haben die Nacht verbracht.

Dann am nächsten Tag von Revelstoke aus durch den Nationalpark Richtung Banff. Längs durch die Rocky Mountains durch eine tolle hochalpine Landschaft.
Unser Zeltplatz für diesen Abend war direkt im Nationalpark am Soundso-Creek, Ein Platz komplett ohne Strom und mit einem einzigen Wasserhahn, dafür mit vielen Stechmücken und einem Bären in der unmittelbaren Nachbarschaft. Trotzdem war die Nacht ruhig.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen